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Die Mutter spricht
Komm, sagt
die Mutter, zur Welt, Kind.
Ich will dich nähren.
Wozu wir auf dieser Welt sind,
Kann ich dir nicht erklären.
Das sagt dir der Vater morgen
Oder irgendwann.
Ich hab zu tun und zu sorgen,
Mich geht's nichts an.
Ich will,
daß du immer satt hast
Und kein Regen auf dich fällt
Und du eine bleibende Statt hast
Hier in der Welt.
Und daß du das Schmutzige meidest
Und den Rechten zum Freund dir erwählst
Und daß du nicht krank wirst und leidest
Und mir immer alles erzählst.
Ich will
dich gar nicht so mutig
Und auch nicht besonders schön,
Weil die allzu Kühnen und Schönen
So oft zugrunde gehn.
Ja, am liebsten behielt ich dich immer
Klein und bei mir.
Ich heizte dir das Zimmer
Und ließe dich nicht vor die Tür.
Denn
draußen ist sehr viel Böses,
Weiß nicht wo das Gute blieb.
Komm auf die Welt, Kind,
Sieh selbst, Kind.
Vergiß nicht, wir haben dich lieb.
Marie
Luise Kaschnitz |
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